Das hier kennst du sicherlich:

Du klickst dich nach Feierabend, zusätzlich an den Wochenenden, durch die großen, schicken Jobbörsen. Lädst deinen fein säuberlich polierten Lebenslauf hoch und denkst dir vielleicht: „Jetzt geht’s los, die Karriereleiter wartet!“

Doch die Realität ist oft weniger glamourös.

Denn diese gewerblichen Plattformen sind keineswegs wohlwollende Karriere-Engel, die dich zu deinem Traumjob tragen. Sie sind Wirtschaftsunternehmen – mit klaren Profitzielen. Und wenn du die Regeln dieses Spiels nicht verstehst, läufst du Gefahr, schon in der Vorrunde auszuscheiden.

Sichtbarkeit hat ihren Preis – und du bist nicht der Kunde…

Gewerbliche Jobbörsen haben ein einfaches, aber geniales Geschäftsmodell:

Sichtbarkeit verkaufen. Die besten Plätze im Suchergebnis sind nicht für die besten Jobs reserviert, sondern für die zahlungsfreudigsten Arbeitgeber.

Du bewirbst dich also nicht auf die attraktivsten Stellen, sondern auf die, deren Arbeitgeber über das größte Marketingbudget verfügt.

Stelle dir einfach vor, du würdest in genau dem Restaurant bestellen, welches die teuersten Gerichte immer oben auf der Karte hat – egal, ob diese nun gut schmecken oder nicht.

Deine Daten – wertvoller als du denkst (zumindest für andere)

Schon mal darüber nachgedacht, warum diese Plattformen so heiß auf deinen Lebenslauf sind? Und warum du die Kontaktdaten des Arbeitgebers erst dann siehst, wenn du dich auch brav registriert hast?

Deine Daten sind das Herzstück dieses Geschäftsmodells. Dein Lebenslauf ist nicht einfach nur ein Dokument, sondern ein wertvolles Profil, das sich bestens vermarkten lässt. Berufserfahrungen, Skills, Interessen – das ist nicht nur für dich interessant, sondern vor allem für die zahllosen Personaldienstleister, Headhunter und HR-Algorithmen, die diese Plattformen fleißig füttern.

Und die Adressdaten der Unternehmen? Die gibt es nur, wie gerade schon erwähnt, wenn du dich brav anmeldest. Schließlich muss man ja auch mal was zurückbekommen für die gesammelten Daten, oder?

Premium-Profile – die digitale Selbsttäuschung

Und dann die Sache mit den Premium-Features:

„Sehen Sie, wer Ihr Profil besucht hat!“ (gegen eine kleine Gebühr natürlich).

Diese Zusatzdienste sind das digitale Äquivalent zum „Jetzt noch schneller abnehmen“-Versprechen. Ob du dadurch tatsächlich schneller zu einem Job, zu deinem gewünschten Job kommst?

Keine Garantie.

Aber zumindest kannst du dann stolz verkünden, dass dein Profil 43-mal angeklickt wurde. Vermutlich auch von neugierigen Praktikanten, Fehlklicks oder verwirrten Algorithmus-Bots.

Und dann gibt es die öffentlichen Jobbörsen…

Wenn dir das alles zu viel Marketing und zu wenig Transparenz ist, gibt es natürlich noch die öffentlichen Alternativen:

Jobbörse der Agentur für Arbeit, Interamt.de und Konsorten. Hier ist alles ein bisschen weniger schillernd, dafür aber zumindest auf den ersten Blick ehrlicher.

Statt mit bunten Bannern und gezielten Anzeigen bombardiert zu werden, kämpfst du dich hier durch nüchterne Suchmasken und Formulare, die aussehen, als wären sie direkt aus den frühen 2000ern importiert worden.

Keine fancy Algorithmen, die dich in Echtzeit analysieren. Kein bunter Datenzirkus. Dafür aber ein Hauch von Seriosität – oder zumindest weniger Werbestrategie.

Deine Daten? Hier nicht ganz so schnell im digitalen Fleischwolf.

Immerhin kannst du dir bei den öffentlichen Portalen sicherer sein, dass deine Daten nicht sofort in die nächste datenhungrige Personalabteilung wandern.

Hier gelten strengere Datenschutzregeln – was allerdings auch bedeutet, dass du dich selbst mehr anstrengen musst, um sichtbar zu bleiben: Keine Abkürzungen, keine Abos. Willkommen in der analogen Version der digitalen Jobsuche.

Fazit: Keine perfekte Lösung, aber eine Wahl hast du trotzdem

Am Ende musst du dich entscheiden: Willst du deine Karriere als Datensatz in den großen, kommerziellen Plattformen starten – oder als Eintrag in den nüchternen, behäbigen öffentlichen Jobdatenbanken?

So oder so: Deine Chancen auf den Traumberuf bleiben überschaubar. Aber immerhin weißt du jetzt, wie das Spiel gespielt wird.

Auf die Frage, welche Börse denn jetzt „besser“ zu nutzen wäre, empfehle ich meinen Coachees folgende Vorgehensweise:

Ich als Jobcoach arbeite vorwiegend mit den öffentlichen Jobbörsen und ziehe die gewerblichen ergänzend hinzu. Und wenn auf einer der gewerblichen Börsen eine interessante Stelle für meinen gerade aktuellen Coachee aufpoppen sollte:

Den Arbeitgeber finden wir in der Regel auch heraus ohne uns anzumelden, zu registrieren oder irgendwelche Daten in den Orbit zu schicken.

Wie du das anstellen kannst – sprich richtig recherchieren, verrate ich an einer anderen Stelle (den Text muss ich noch final fertig stellen).

Kritische Stimmen werfen mir ab und an vor, dass ich mit dieser Arbeitsweise aber signifikante Stellen verpassen würde – einen konkreten Beweis für diese These konnte bislang aber nicht erbracht werden.