Es passiert leise. Still und heimlich.

Du klickst auf „senden“ und lehnst dich zufrieden zurück.

Schließlich hast du alles richtig gemacht – oder?

Ein sauberer Lebenslauf, ein höfliches Anschreiben, evtl. ein Tätigkeitsprofil, die perfekte Jobbörse…

Und dann? Was folgt in den kommenden Tagen/Wochen?

Vielleicht eine Eingangsbestätigung, standardisiert.

Und dann?

Stille.

Es folgt Stille.

Kein Anruf. Keine Einladung. Nix.

Vielleicht irgendwann eine automatisierte Absage, wenn überhaupt.

Dein angestrebter neuer Job?

Längst in andere Hände vergeben.

Ernüchterung macht sich breit. Und die allseits bekannte Frage nach dem „Warum?“ taucht wieder aus der Verseknung auf.

Die Frage nach diesem, nach deinem „Warum?“ wage ich dir zu beantworten:

Weil du dir bereits zu Beginn deiner Bewerbungsbemühungen unbewusst selber im Wege stehst. Deine Bewerbung ist bereits gestorben noch bevor du sie überhaupt versendet hast.

Meine Erfahrungen aus vielen Jahren beruflicher Praxis als Jobcoach zeigen:

Die meisten Bewerbungen scheitern weniger am „überheblichen Personaler“ oder den „arroganten Arbeitgebern“ (ja, die gibt es natürlich auch), sondern an den kleinen, heimlichen Fehlern, die fast jeder Jobsuchende unbewusst macht.

Fehler, die sich über Jahre eingeschlichen haben und die nur ungerne hinterfragt werden.

Warum deine bisherigen Bewerbungen nicht oder kaum funktioniert haben, nicht funktionieren können und höchstwahrscheinlich auch nicht funktionieren werden erläutere ich dir jetzt:

Hier sind die Top 5-Fehler:

(damit du diese endlich loswerden kannst):

Fehler #1: Fehlende Selbstreflexion

Viele meiner Kunden verfügten über eine mangelhafte bis ungenügende Selbstreflexion und somit über ein zum Teil vollkommen falsches Selbstbild.

Das klingt jetzt abwertend, ist es aber nicht. Es ist einfach eine Tatsache:

Wenn auf eine Vielzahl deiner Bewerbungen keinerlei konkrete Erfolge eingehen – sprich Einladungen zu einem Interview – dann hat dies in der Regel drei Ursachen:

1. Mit deinen Bewerbungsunterlagen stimmt etwas nicht

und/oder

2. du bewirbst dich auf falsche Stellen

und/oder

3. bei einem falschen Arbeitgeber.

Eine von mehreren Aufgaben eines Jobcoaches ist es, dem Coachee eine Hilfestellung zur Selbstreflexion zu bieten. Oder anders, plakativer ausgedrückt: Den Spiegel vorhalten.

Das ist in der Regel etwas unangenehm (für beide, Coachee + Coach), aber absolut effektiv.

Daher meine Empfehlung: Stelle zuerst dich selber und anschließend dein bisheriges Bewerbungsmanagement in Frage!

Wenn du jetzt unsicher sein solltest, auf was du denn alles achten und was du wie optimieren müsstest:

Das kannst du alles mal eben schnell googeln, irgendeine KI fragen, alle gefundenen Informationen dann gegeneinander abgleichen, auswerten, bewerten – und eine Menge Zeit investieren (meistens für lau…).

Oder nehme eine Abkürzung: Frage mich einfach.

Fehler #2: Du weißt nicht, was du willst!

Viele meiner Coachees wussten meistens nicht so richtig, was oder wohin sie eigentlich wollten; es folgt ein Auszug aus einem Standard-Dialog:

„Herr Esser, ich suche einfach einen Job als [was auch immer] am besten hier in der Stadt, höchstens im Umkreis von x Kilometern.“

„Einfach einen Job? Für wie lange?“

„Wie bitte? Was meinen Sie?“

„Ich meine: Einfach einen Job? Für wie lange?“

An dieser Stelle steigen wir aus diesem, meinem, nahezu alltäglichen Dialog aus und nehmen eine Abkürzung:

„Wenn ein Seemann nicht weiß,

welches Ufer er ansteuern muß,

dann ist kein Wind der Richtige.“

Lucius Annaeus Seneca

Ohne jetzt hier näher darauf einzugehen, wer Seneca war (kannst du auch gerne hier nachlesen):

Werde dir zunächst über deine privaten und beruflichen Ziele bewusst!

Beantworte dir hierzu folgende Fragen:

Was soll dein Job dir als [was auch immer] bringen?

Deinen Lebensunterhalt erwirtschaften?

Zusätzlich ein finanzielles Polster aufbauen?

Freude bereiten?

Leidenschaft? Weil du den Job wirklich gerne machst?

Willst und kannst du dich in deinem Job weiterentwickeln?

Persönlich? Fachlich? Oder beides?

Eigentlich ganz schön hohe Anforderungen, die ein Arbeitsplatz erfüllen soll(te)….

Sobald du dir über deine Zielsetzung(en), privat und beruflich, wirklich im Klaren bist, wird deine Jobsuche wesentlich effektiver werden!

In der Regel wird größter Wert auf größtmögliche Freiheit im Privatleben gelegt. Idealerweise ermöglicht das wiederum der Beruf (Gehalt), womit wir bei den genannten Fragestellungen sind.

Das ist keine Behauptung, sondern Tatsache. Aus jahrelanger beruflicher Erfahrung als Personaler, Dozent und Jobcoach.

Fehler #3: Die falsche Recherche

Viele meiner Kunden (also die meisten) machten den gleichen Fehler:

„Herr Esser, jetzt habe ich bereits x Stunden damit verbracht, Jobangebote zu finden, zu lesen, aber hier ist irgendwie nichts brauchbares bei. Ich komme keinen Schritt weiter.“

Viele meiner Kunden (also die meisten) starteten mit irgendeiner Recherche in irgendeiner Jobbörse. Davon gibt es inzwischen nahezu unzählige, jede hat ihre Vorteile, aber einen Nachteil haben fast alle gemein. Welcher das ist und warum, erläutere ich hier.

Richtig recherchieren, sprich effektiv recherchieren will gelernt sein!

Die allermeisten Menschen, die ich privat wie beruflich kennengelernt habe, haben „Recherche“ nicht gelernt – woher auch? Im Normalfall beschäftigt sich „Otto-Normal-Arbeitnehmer/-in“ auch nicht mit so etwas.

Fehler #4: Es wird nicht richtig gelesen

Auch dieses Phänomen beobachten meine Kolleginnen/Kollegen (ich gendere aus Überzeugung nicht) und ich immer wieder:

Endlich gefundene Stellenprofile werden nur oberflächlich gelesen.

Mit oberflächlich meine ich oberflächlich. Daher an dieser Stelle meine direkte Empfehlung:

Lese die Stellenanzeige.

Damit meine ich wirklich: lesen.

Wort für Wort. Zeile für Zeile. Und hinterfrage das gelesene gerne kritisch.

Ich „ertappe“ immer wieder eine nicht gerade geringe Anzahl von Menschen bei genau diesem Fehler.

Fehler #5: Falsche Zielsetzung der Bewerbung

Auf meine Standard-Coaching-Frage

„Was möchtest du mit deiner Bewerbung erreichen?“

antworteten mindestens 97% der Befragten mit

„Blöde Frage. Natürlich möchte ich die Stelle bekommen.“

Das ist das finale Ziel, logisch.

Aber mit deiner Bewerbung, an der du evtl. gerade beginnst zu arbeiten, versuchst du zuerst ein anderes Teilziel zu erreichen:

Du willst eingeladen werden. Und zwar zum Interview.

Je nach Größe des suchenden Arbeitgebers reden wir hier über nichts geringeres als:

Du willst und musst also mindestens unter die Top 5 der Bewerber kommen.

Halte dir dieses Teilziel immer vor Augen!

Und erstelle deine Bewerbung entsprechend.

Klingt alles einfach und logisch?

Ja, du hast absolut Recht. Ist es auch. Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – machen viele, sehr viele immer diese gleichen Fehler.

Setze die Empfehlungen einfach um, sprich: Wecke die Neugier, das Verlangen des Personalers, dich persönlich kennenlernen zu wollen.

Das ist die große Kunst einer Bewerbung.

Worauf Personaler in der Regel so achten und wie du die Neugier, das Verlangen, dich persönlich kennenlernen zu wollen wecken kannst, schildere ich dir in meinem in Kürze erscheinenden Beitrag.

Oder in einem Live-Kontakt. Oder telefonisch. Oder persönlich.

Wie auch immer: Ergreife einfach die Initiative.

Merke: Bewerben ist wie flirten. Du musst dich originell und interessant darstellen, wenn der Flirt weiter gehen soll.